Deutschland ist wenig attraktiv - 30. April 2023

Deutschland ist wenig attraktiv für ausländische Fachkräfte -
Neuer Berufsbildungsbericht offenbart das völlige Versagen -

Könnte man die Attraktivität der Länder für Expats mit Autos vergleichen, dann wäre Deutschland wohl ein Trabi: lahm, veraltet, ineffizient. Bei einem weltweiten Vergleich ist Deutschland unter den Schlusslichtern. Der Vergleich hinkt zwar, aber dennoch zeigt ein weltweiter Vergleich von 52 Ländern, dass Deutschland von allen Nationen bei den Schlusslichtern dabei ist. Bei den Kategorien Umgang mit der Verwaltung, digitales Leben, Wohnen und Sprache, landet Deutschland gar auf dem letzten Platz (52). Woran liegt das?

Die politischen Herausforderungen, vor denen Deutschland aktuell steht, wie zum Beispiel die digitale Transformation, macht nicht nur der eigenen Bevölkerung zu schaffen. Zwei, der kritischen Aspekte, die bei der aktuellen Studie „Expat Insider 2022" von 12.000 Expats weltweit, zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Aufenthaltsland angegeben wurden, sind Dauerbrenner. Um es auf den Punkt zu bringen: Expats in Deutschland beklagen unter anderem die mangelnde digitale Infrastruktur. Und noch etwas empfinden sie als besonders „nervig", salopp gesagt; den deutschen Verwaltungsapparat.

Warum sollte es ausländischen Arbeitskräften in Deutschland besser gehen als der eigenen Bevölkerung, die trotz Sprachvorteile und Heimatkenntnisse regelmäßig über absurde Bürokratiehürden stolpert? Behördengänge online erledigen, die unkomplizierte Eröffnung eines Bankkontos, ein leichter Antrag auf ein Visum für einen Umzug? Fehlanzeige. Alles ist umständlich und aufwendig, manchmal auch kompliziert, so die Meinung der Befragten. Wen wunderts bei solchen Erkenntnissen, dass in der Schweiz, das Land, welches die präzisesten Uhren der Welt herstellt, Expats mit diesen genannten Aspekten äußerst zufrieden sind.


Deutsche Sprache, schwere Sprache

Die jährliche Studie untersucht die Erfahrungen von Expats weltweit und bewertet verschiedene Aspekte wie Lebensqualität, Arbeitsbedingungen und Integration. Trauriges Schlusslicht unter den 52 erfragten Ländern bildet, man mag es kaum glauben, Deutschland. Nun könnte die Sprache als besonders schwierige Überwindungshürde herangezogen werden, die Deutschland auf Platz 49 beim Thema Sprache verweist.

Allerdings fehlt die Rechtfertigung, warum das rustikale Schweizerisch (Platz 30) und eingängige Österreichisch (Platz 38) deutlich bessere Plätze belegen. Alle drei entstammen aus dem Alemannischen und liegen sprachlich nicht so weit auseinander. Interessant dabei ist, dass 59% der Expats in Deutschland sagen, die Landessprache gut bis sehr gut zu beherrschen. Doch mehr als die Hälfte finden es schwierig, diese zu erlernen. Ohne Sprachkenntnisse ist es in den meisten Ländern schwierig zu leben, doch in Deutschland scheint es besonders schwierig zu sein, gaben 46% an. Im weltweiten Vergleich finden das hingegen nur 32%.


Angespannter Wohnungsmarkt auch für die Expats

Insgesamt belegt Deutschland Platz 42 im Gesamtranking der Beliebtheitsskala. Nur Malta, Italien, Türkei, Südafrika, Japan, Luxemburg, Cypern, Hong Kong, Neuseeland und als Schlusslicht Kuwait, schneiden schlechter ab. Mit ein Grund für den abgeschlagenen Platz der Bundesrepublik ist der deutsche Wohnungsmarkt. In diesem Segment ist die Bewertung noch einmal düsterer ausgefallen (Platz 47). Gerade in Ballungsräumen und Industriestädten wie Stuttgart, Berlin oder Hamburg gestaltet sich die Suche nach geeignetem und bezahlbarem Wohnraum besonders schwierig. Dagegen erleben die Befragten die Wohnungssuche in Österreich (Platz 25) im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz eher als entspannt.


Die Top 10 Länder für Expats

Doch welches sind nun die Länder, die Expats uneingeschränkt empfehlen können? Die meisten Länder befinden sich nicht in Europa, das fällt sofort ins Auge. Der Reihe nach sind das von Platz eins bis Platz zehn: Mexico, Indonesien, Taiwan, Portugal, Spanien, Arabische Emirate, Vietnam Thailand, Australien und Singapur. Noch vor allen anderen Ländern, scheint Mexico das Leben und Arbeiten für Ausländer besonders attraktiv zu machen.

Tatsächlich belegt es den ersten Platz in den Unterkategorien „Lokale Freundlichkeit", „Freunde finden" und „Willkommenskultur". Doch nicht alles gefällt den Ausländern im Land der Inkas. Auch hier gibt es bei der lokalen Bürokratie (53%) gegenüber allen anderen Regionen (39% im weltweiten Vergleich) viel zu beanstanden. Die schlechte Luft (36% vs. 19% weltweit) macht den Menschen im knapp 130 Mio. Land zu schaffen. Auch in Punkto Sicherheit (Patz 47) gaben die meisten an, sich dort nicht sicher zu fühlen.

Zu etwas anderen Ergebnissen kommt die Studie „The Global Expat Index 2021" von HSBC. Auf Platz eins des Expat-Lebens kommt hier die Schweiz, vor Australien und Neuseeland. Allerdings lassen sich die Umfragen nicht vergleichen, da hier andere Fragestellungen im Vordergrund standen. Schaut man auf die beliebtesten Städte zum Leben, so findet man im Expat City Ranking 2022 des Münchner Unternehmens InterNations, gleich zwei spanische Städte.

Auf Platz eins ist hier die südspanische Stadt Valencia von fünfzig möglichen Städten weltweit. Dies gilt auch für den Index zur Lebensqualität (ebenfalls Platz eins). Öffentlicher Nahverkehr, Freizeitsport, Sicherheit und Lebenshaltungskosten bekamen von den Befragten Bestnoten. Auf Platz fünf und mit ähnlicher Lebensqualität liegt Madrid. Frankfurt landet im Expat Basic Index auf dem 50 und damit letzten Platz. Die Erfahrungen mit den Themen digitale Infrastruktur, Sprache, Wohnen und Bürokratie schreckten die Expats dermaßen ab, dass sie die Stadt nicht weiterempfehlen können.

Fazit: Von der Politik wird immer wieder großspurig verkündet, dass Fachkräfte und Experten nach Deutschland kommen sollen. Die Frage stellt sich jedoch: Warum sollten sie das tun? Die Antwort liegt doch auf der Hand: Deutschland ist eben wenig attraktiv für ausländische High Potentials.

Solange fleißige Experten in Deutschland gnadenlos abkassiert werden, einen kollabierten Wohnungsmarkt vorfinden, mit einer hohen Kriminalitätsrate rechnen müssen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn eben diese nicht kommen und immer mehr hochqualifizierte und hochmotivierte junge Menschen in Deutschland die Koffer packen. Solange Deutschland die jetzige Steuerpolitik weiter beibehält und die Fleißigen gnadenlos zur Kasse bittet, werden immer mehr helle Köpfe Deutschland verlassen – und unser Land bestimmt nicht die Fachkräfte anziehen, die es benötigt. In puncto IT haben wir das Rennen längst verloren. Für die meisten Top-ITler, egal ob aus Deutschland oder sonst wo, steht unser Land gewiss nicht an erster Stelle.

 
Neuer Berufsbildungsbericht offenbart das völlige Versagen

Die im Berufsbildungsbericht 2022 ermittelten Zahlen zeigen ein fatales Bild: 2,5 Mio. junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss, während 2,9 Mio. studieren und nur 1,2 Mio. eine Berufsausbildung machen. Deutschland hat auch ohne Zuwanderung erhebliche „stille Reserven".

Der neue Berufsbildungsbericht 2022 liegt nun vor. Der Bericht belegt erneut, wie hoffnungslos schief die „ehemalige" Bildungsnation, ja die deutsche Volkswirtschaft geworden sind. Über 2,5 Mio. junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 34 Jahren sind sogenannte Ungelernte, sie haben also keinen beruflichen Abschluss. Wer noch studiert oder gerade eine Ausbildung macht, wird nicht zu den Ungelernten gezählt. So viele 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss gab es in Deutschland noch nie.

Das ist jeder Sechste in dieser Altersgruppe (17%). Im Jahr 2020 waren es 2,33 Mio. (entsprechend 15,5%) der Altersgruppe, im Jahr 2016 wurden erstmals die 2 Mio. überschritten. Quer zu diesen Zahlen steht die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Fachkräfte. Sie ist 2022 stark angestiegen und hat mit 1,3 Mio. (2021 knapp 1 Mio.) ein neues Rekordniveau erreicht (siehe hier und hier).

Zur Wahrheit gehört auch: Einfluss auf die hohe Zahl Ungelernter hat auch die Zuwanderung. Von den 20- bis 34-Jährigen, die nicht in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, hat knapp ein Fünftel keine hier anerkannte Ausbildung. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund gilt das nur für jeden Zehnten.


Weitere Schieflagen

Was den Zustand der Bildungsnation und des Wirtschaftsstandortes Deutschland betrifft, passt längst vieles nicht mehr zusammen. Beispiele und Vergleiche:

  • Eine wahre Pseudo-Akademisierung ist mitverantwortlich für den Fachkräftemangel: Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 2,915 Mio. Studenten, eine Studierquote von 54,7% und dem gegenüber nur 1,216 Mio. Azubis. Vor zwanzig Jahren war dieses Verhältnis noch halbwegs im Lot: 1,9 Mio. Studenten und 1,6 Mio. Azubis.
  • Im Jahr 2022 schlossen 517.000 junge Leute ein Studium ab, aber nur knapp 400.000 junge Leute eine berufliche Bildung.
  • 330 Berufsbildungsordnungen steht eine Inflation von 18.000 Studienordnungen gegenüber.
Und wie reagiert der zuständige Minister Hubertus Heil (SPD)? Mit rhetorischer Salbe: „Damit Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird, müssen wir alle Register ziehen." Er setzt auf ein Weiterbildungsgesetz, das vom Kabinett soeben im Entwurf verabschiedet wurde. Damit will die „Ampel" eine Ausbildungsgarantie und ein Anrecht auf eine überbetriebliche Ausbildung einführen.

Als wenn es nicht 146.000 unbesetzte Lehrstellen gäbe. Nochmal: 146.000 „gemeldete", vermutlich noch viel mehr werden gar nicht gemeldet, weil die Stellenanbieter von der Arbeitsagentur nichts mehr erwarten. Unterdessen übertreffen sich „Ampel"-Protagonisten und Wirtschaftskapitäne in der Forderung nach noch mehr Zuwanderung.

Zuwanderung? Was hat sie – obwohl massenhaft erfolgt – gebracht? In der genannten Altersgruppe 20 bis 34 ist jedenfalls in etwa jeder fünfte nicht in Deutschland geboren und aufgewachsen und hat keine hier anerkannte Ausbildung. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund gilt das nur für jeden Zehnten. Umgerechnet heißt das: Von den 2,5 Mio. ungelernten jungen Erwachsenen stellen Zuwanderer rund 1,7 Mio.

Diese Zahlen korrespondieren mit der allgemeinen Statistik der Arbeitslosigkeit: 2022 lag die Arbeitslosenquote im Jahresschnitt bei 5,3%, bei Ungelernten bei fast 20%. Und: Von den derzeit rund 881.000 Langzeitarbeitslosen haben 60% keine abgeschlossene Ausbildung. Die Arbeitslosenquote unter Personen mit Migrationshintergrund beträgt ein Mehrfaches der allgemeinen Arbeitslosigkeit: 15,6% versus 5,7%.


Binnen-Potentiale ausschöpfen!

Nein, Zuwanderung ist nicht das Allheilmittel. Damit allein ist es schon deshalb nicht getan, weil die Zugewanderten bzw. deren in Deutschland geborene Kinder bei Bildungstests oft bis zu drei Schuljahre hinterherhinken. Deren niedriges Bildungsniveau (hier im Alter von 25 bis 34) wird von „Eurostat" bestätigt. Danach sind 29,2% „Niedrigqualifizierte", das heißt, sie haben keine Berufsausbildung und keinen höheren Schulabschuss.

Erforderlich ist eine Beseitigung des Fachkräftemangels durch Hebung von Binnenkräften. Hier liegt manches brach:

  • Anfang 2023 gab es in Deutschland 2,62 Mio. Arbeitslose, davon etwa 18% ohne Hauptschulabschluss und weitere 55% ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Fast 900.000 davon sind jünger als 35 Jahre, also fähig für eine Ausbildung oder eine Umschulung.
  • Jedes Jahr bleiben einhunderttausend junge Leute ohne Bildungs- und Berufsabschluss. Ferner: Berechnet über die Jahre einer verschleiernd „Verweildauer" genannten Studierzeit hinweg, bricht von den 2,9 Mio. Studenten ein Drittel (967.000) das Studium ohne Abschluss ab. Hier muss es gelingen, die Zahl der Bildungs-, Ausbildungs- und Studienabbrecher mit nachdrücklichen politischen und rechtlichen Mitteln wenigstens zu halbieren.
  • Das Alter der Hochschulabsolventen mit Master hat sich bei 27 Jahre eingependelt. Mit anderen Worten: Viele Hochschulabsolventen kommen reichlich spät auf den Arbeitsmarkt. Die deutschen Hochschulen „produzieren" und installieren zugleich immer mehr Studiengänge, deren Abgänger nichts zum Sozialprodukt beitragen: siehe Gender-, kritische Weißseins- und postkoloniale Forschung. Alles Fehlinvestitionen, weil konsumtive Ausgaben!
  • Es muss gelingen, die Zahl der Auswanderer zu halbieren. Denn jährlich verlassen Hunderttausende das Land: viele für einige Jahre, viele auf Dauer – meist junge und gut qualifizierte Leute. Viele aus beruflichen Gründen, viele wegen andernorts besserer Verdienstmöglichkeiten, viele wegen des deutschen Steuersystems und wegen teurer Lebenshaltung in Deutschland. Viele auch wegen des politisch stickigen Klimas in Deutschland. Seit 1991 etwa sind 1,3 Mio. Deutsche ausgewandert und nicht zurückgekehrt.
Fazit: Deutschland hat auch ohne Zuwanderung erhebliche „stille Reserven". Fachkräftegewinnung qua Zuwanderung? Nein, das sind Träumereien, wie sie von hochgerühmten „Experten" produziert wurden. Etwa vom SPD-affinen Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Am 12. März 2016 sagte er: „Ein Flüchtling erwirtschaftet spätestens nach sieben Jahren mehr, als er den Staat kostet. Viele der Geflüchteten werden die Renten der Babyboomer zahlen." Jetzt sind diese „sieben Jahre" vergangen.

Solange die Binnen-Potentiale nicht ausgeschöpft werden, solange sollte man nicht von „Fachkräftezuwanderung" fabulieren. Denn gekommen sind bisher wenige ausländische High Potentials, sondern, angezogen von Pull-Faktoren wie dem „höchsten Sozialhilfesatz, genannt Bürgergeld", gering Qualifizierte mit rudimentärer Bildung, die am Arbeitsmarkt vorbei direkt in die Sozialsysteme zuwandern.

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