Immer wieder plündern Staaten ihre Bürger aus - am 14. Dezember 2020


Immer wieder plündern Staaten ihre Bürger aus

Warum dem Staat nicht zu trauen ist


Wir leben in einem Zeitalter der Krisen, zumindest kommt es uns so vor. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Krisen früherer Zeiten, man denke nur an die beiden Weltkriege, die Menschen in tatsächlich existenzielle Nöte brachten. Dagegen erscheinen aktuell 10% Inflation plus eine Regierung, die sehenden Auges die Deindustrialisierung Deutschlands mit einem Schulterzucken in Kauf nimmt, doch wohl noch wie die sprichwörtliche „Badekur"?

Allerdings haben, wie uns die Geschichte eigentlich lehren sollte, alle großen Wirtschaftskatastrophen klein und harmlos angefangen. Sie alle hatten ihre eigene Geschichte und einen Zeitpunkt, an dem man durch kluges und besonnenes Handeln das Schlimmste noch hätte abwenden können. Doch in der Regel ist gerade das nicht geschehen und der Staat versagte. Wenn wir nun wissen wollen, was wir aus der Geschichte der Staatspleiten, der Inflation und der Wirtschaftszusammenbrüche lernen können, so müssen wir uns einige ausgewählte Beispiele ansehen.


Die Münzverschlechterung im Alten Rom

Beginnen wir beim Römischen Kaiserreich. Wissen Sie, was eine Münzverschlechterung ist? Nein? Dann folgen Sie mir ins Jahr 214. In Rom regiert Kaiser Caracalla, dessen Macht sich allein auf die Unterstützung durch das Heer stützt. Und diese Unterstützung kostet Geld. Viel Geld. Um die großzügigen Soldzahlungen weiter zu ermöglichen, bringt der Kaiser eine neue Münze heraus, den silbernen Doppeldenar, weil sein Wert dem zweier bisher gebräuchlicher Silberdenare entsprechen sollte.

Der Silbergehalt des Doppeldenars jedoch wich erheblich vom Silbergehalt der alten Denarmünzen ab, der neue Doppeldenar enthielt nämlich nur den Silbergehalt von anderthalb alten Silberdenaren. Mithin handelte es sich faktisch um eine Geldverschlechterung, über die Caracalla seine Rüstungsausgaben finanzierte. Das führte dazu, dass die Römer ihre alten Denare versteckten, was Schatzfunde beweisen.

Doch damit nicht genug: Der Silbergehalt des Doppeldenars nahm auch unter den Nachfolgern Caracallas auf dem Kaiserthron kontinuierlich ab. Die einstige Silbermünze verlor mit jedem neuen Kaiser an Silbergehalt und hatte sich am Ende des Jahrhunderts in eine Bronzemünze mit einem dünnen Silberüberzug verwandelt. Und nach 80 Jahren, im Jahr 294, war ganz Schluss mit dem Doppeldenar. Kaiser Diokletian führte die Follis-Münze ein, eine Bronzemünze mit Silberüberzug. Die stetige Münzverschlechterung über 80 Jahre hatte also zu einer ebenso stetigen Enteignung der römischen Bürger geführt. Wer nicht seine alten Silberdenare versteckt hatte, war der Dumme.


Das chinesische Papiergeldfiasko

Ein Geldsystem, dessen Zahlungsmittel Edelmetalle sind, bietet den Bürgern zumindest die Sicherheit des Metallwerts, im Gegensatz zum Papiergeld. Damit kommen wir zum nächsten Staatsbankrott, wir wenden uns nun dem chinesischen Kaiserreich zu. Die Chinesen gelten als Erfinder des Papiergelds. Marco Polo, der berühmte Venezianer, berichtete als erster Europäer von dieser chinesischen Erfindung und der aufwendigen Herstellung des notwendigen Papiers aus der Rinde des Maulbeerbaums sowie der zahlreichen Arbeitsschritte, die notwendig waren, ehe das papierne Zahlungsmittel in den Zahlungsverkehr gelangte. Insbesondere mehrfache Siegelungen durch kaiserliche Beamte sollten die Echtheit des Papiergeldes im Geschäftsverkehr garantieren, zudem war das Papiergeld durch die kaiserliche Silberreserve gedeckt.

Doch auch hier kam es, wie es kommen musste. Kriegerische Auseinandersetzungen mit den mongolischen Nachbarn sowie Pomp und Repräsentationsbedarf des Kaiserhofes ließen den Kapitalbedarf stetig ansteigen, welcher ganz einfach, die EZB lässt grüßen, mittels Druckerpresse größerer Geldmengen befriedigt wurde.

Nachdem das Papiergeld bis 1425 rasend an Wert verloren hatte, kam der unvermeidliche Crash des Finanzmarktes. Das Papiergeld wurde im Rahmen einer großen Währungsreform abgeschafft und Silbermünzen als alleiniges Zahlungsmittel eingeführt. Wer sich auf die Wertstabilität des Papiergeldes verlassen hatte, war der Dumme.


Hyperinflation 1923

Während die oben beschriebenen Ereignisse so wie die meisten Staatsbankrotte dem Vergessen anheimgefallen sind, hat sich doch ein solches Ereignis ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingegraben: die Hyperinflation von 1923.

Auch dieses historische Ereignis hatte eine Vorgeschichte: Begonnen hat alles mit den Kriegsgesetzen vom August 1914, die der deutsche Reichstag, übrigens mit den Stimmen der Sozialdemokratie, verabschiedete. Mit einem historischen „Doppelwumms" (nein, solche infantilen Wortschöpfungen kannte man damals nicht) schaffte man zum einen die Autonomie der Deutschen Reichsbank und zugleich die Golddeckung der Reichsmark ab. Der Staat schuf zudem „Darlehenskassenscheine", mit denen er sich selbst nochmals einen unbegrenzten Kredit ohne jegliche Deckung verschaffte. Mithin erreichte man bereits vor Kriegsende hier eine erhebliche Ausweitung der Geldmenge, der keinerlei Wertschöpfung gegenüberstand.

Nach dem verlorenen Weltkrieg stand das Deutsche Reich nicht nur vor dem Scherbenhaufen der Kriegsniederlage, Gebietsverlusten und einer verarmten Bevölkerung, nein, es waren auch hohe Reparationsleistungen an die Kriegsgewinner zu zahlen. Eigentlich wäre der Staat um eine massive Steuererhöhung nicht umhingekommen, entschied sich stattdessen aber für weitere Kreditaufnahmen.  

Die Geldmenge erhöhte sich weiter und weiter, die Nachkriegswirtschaft kam nicht so recht in Schwung und so wuchsen die Staatsschulden zwischen 1918 und 1922 von 50 auf 271 Mrd. Reichsmark an.

Im September 1922 begann dann die Hyperinflation, letztendlich ausgelöst durch die Lohnzahlungen an die streikenden Arbeiter während der Ruhrbesetzung. Das Wirtschafts- und Bankensystem brach zusammen, der Druck neuer Banknoten konnte mit der Geldentwertung nicht mehr Schritt halten, während die Arbeitslosigkeit stieg.

Ein Festhalten an der alten Währung machte keinen Sinn mehr. Tatsächlich war durch die massive Geldentwertung der Warenaustausch faktisch nur noch gegen Devisen oder das von den Kommunen in Umlauf gebrachte Notgeld möglich.

Im November 1923 wurde die Reichsmark durch die Rentenmark ersetzt. Großer Gewinner der Währungsreform war der Staat, der umgerechnet lediglich 3% seiner überbordenden Schulden an seine Gläubiger zurückzahlen musste. Der Dumme war, wer dem deutschen Reich Geld geliehen hatte, aber auch fleißige Sparer, deren Guthaben wertlos geworden waren.


Immer kommt etwas dazwischen …

Was können wir aus der antiken Münzverschlechterung, dem chinesischen mittelalterlichen Papiergeldfiasko und der Hyperinflation 1923 lernen? – Der Staat hat die Neigung, mit seinen Einnahmen nie auszukommen. Freundlich ausgedrückt kommt immer irgendetwas dazwischen, wenn es um ordnungsgemäße Staatsfinanzen geht, ob es nun Kriege, Naturkatastrophen oder Seuchen sind.

Der Bürger, der etwas aus der Geschichte der Staatsbankrotte lernen will, muss daher begreifen, dass nur Selbstvorsorge ihn vielleicht retten kann, wenn sich die nächste Katastrophe am Horizont abzeichnet. Dem Staat jedenfalls ist nicht zu trauen.

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