Aktuelle Lage der Euro- und Staatsschuldenkrise am 11. März 2020


Ein schwarzer Schwan geht um –
Der Beginn der Deglobalisierung –
Notenbanken haben ihr Pulver verschossen –

Die Planwirtschaft kommt -

Regierungen und Notenbanken haben mit billigem Geld auch den Populismus als Identitätspolitik befeuert - und die Mittelschichten in den Industrieländern zu Verlierern der Globalisierung gemacht. Erosion unserer Demokratie mit einhergehender Einschränkung unserer Freiheit sind die Folgen.

Die Gesellschaft ist in Gut und Böse gespalten. Die „Qualitätsmedien" begleiten den aktuellen Kurs der Berliner Politik positiv. Die „Guten" sind die Gesinnungsethiker, die hinter der Berliner Politik stehen, und die „Bösen", die dieser Politik kritisch gegenüberstehen.

Und nun die Corona-Pandemie. Lange schien das neuartige Virus beherrschbar. Jetzt zeigt sich: Die Börsen brechen ein. Börsianer nehmen aus Furcht vor der Corona-Pandemie Reißaus. Investoren ziehen sich auf breiter Front aus Firmen-Anleihen zurück. Rekordhohe Schulden schüren Zweifel an der Stabilität vieler Unternehmen, während die Flucht der Investoren aus ausfallgefährdeten Anleihen inzwischen auch auf das als sicher geltende Segment Investment Grade übergreift. Zombie-Firmen trifft es als Erste. Gigantische Kreditausfälle drohen, die die Banken in den Abgrund reißen. Ist die Corona-Pandemie der gefürchtete schwarze Schwan der den globalen Crash auslöst?
 

Der Beginn der Deglobalisierung

Die Folgen sind nicht nur gesundheitlicher Art, sie treffen Wirtschaft, Transport, Versorgung und Lieferketten empfindlich. Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen, wie abhängig die Welt von globalen Lieferketten und vom Produktionsstandort China geworden ist.

Sollten die Chinesen weiterhin kaum mehr Autos kaufen, wird das desaströse Konsequenzen für die deutsche Autoindustrie haben, aber auch für die Zulieferer und schlussendlich für alle anderen Branchen. Obendrein verschärft sich insbesondere die Krise in der Automobilindustrie stetig. Der ideologisch geführte Kampf gegen das Automobil wird mit Vehemenz weitergeführt. Ob es tatsächlich zielführend ist, eine der wenigen Schlüsselindustrien sturmreif zu schießen, welche nebenbei noch 21% zum BIP beiträgt, ist zu bezweifeln.

Den Rattenschwanz, der die Quarantäne auslöst, haben viele noch gar nicht auf dem Schirm. Durch die Just-in-Time-Produktion sind die Lager weltweit kostenoptimiert auf Straßen und Seewege verlegt worden.

Jetzt zeigt sich die Kehrseite der Abhängigkeit von der billigen Werkbank Chinas. Die Zulieferkette ist gestört und es werden weitere Engpässe deutlich. Mit jedem Tag, den die Krise anhält, die Menschen in China nicht zu Arbeit gehen, Häfen geschlossen sind und Flüge gestrichen werden, potenzieren sich die Auswirkungen auf unsere globalisierte Weltwirtschaft.

Viele Unternehmen weltweit werden erkennen, dass man sich in eine gefährliche Abhängigkeit von China begeben hat. Man wird wieder umdenken. Dies bedeutet: Arbeitsplätze und Produktionen wieder nach Hause holen, Alternativen schaffen, um die Abhängigkeit zu reduzieren. Das wird China Wachstum kosten und schlussendlich hoffentlich die Kommunistische Partei zu Fall bringen. Wir sehen gerade den Beginn der Deglobalisierung.

Notenbanken haben ihr Pulver verschossen

Bekanntlich haben die Notenbanken ihr Pulver verschossen. Die Zinsen sind in der Eurozone bei null und auch in anderen Ländern existieren relativ niedrige Zinssätze. In Zeiten wirtschaftlichen Stillstands wird die Kreditnachfrage äußerst gering sein. Folglich werden weitere Zinssenkungen nicht mehr zielführend sein.

Somit können viele Notenbanken nur noch Geld an ihre Bürger verteilen, sogenanntes Helikoptergeld, um den Konsum zu steigern. In Hongkong soll jeder ständige Bewohner rund 1.300 Dollar (10.000 Hongkong-Dollar) erhalten. Ob das sinnig ist, muss man bezweifeln, denn mit dem Drucken von Geld lassen sich niemals Probleme nachhaltig lösen.

Nichtsdestotrotz werden wir nun das größte Notenbankexperiment in der Geschichte sehen: Die Druckerpressen werden so viel Geld in das System reinpumpen wie noch niemals zuvor. Ich gehe von Billionen aus und die Zinsen werden weiter sinken. Für die USA erwarten Experten dieses Jahr schon die null Prozent und danach Negativzinsen und für die Eurozone steigende Negativzinsen. Doch auch dadurch wird sich das Virus nicht stoppen lassen.

Gegenwärtig sind die Unternehmen weltweit, dank des billigen Geldes, oftmals extrem verschuldet. Dies stellt kein Problem dar, solange die Wirtschaft läuft und bestenfalls noch wächst. Ist dies jedoch nicht mehr der Fall, stehen zuerst die Unternehmen (können ihre Zinsen nicht mehr bezahlen) und dann die Banken vor unlösbaren Problemen.

Werden im Zuge der Krise die Unternehmen folgerichtig herabgestuft, dann sind weitere Kursverluste die Folge. Investoren werden die Papiere freiwillig oder gezwungenermaßen, weil sie Papiere nur bis zu einem bestimmten Investment-Grade halten dürfen, auf den Markt werfen. Genau dann besteht die Gefahr, dass das Coronavirus die Real- und Finanzwirtschaft zum Beben bringt. Schon jetzt sind die Märkte im Panik-Modus. Das Geld fließt aus Aktien ab und rein in die klassischen sicheren Häfen wie US-Staatsanleihen und Gold. Der US-Immobilienmarkt ist genauso eine Blase wie 2007. Bislang waren das nur deshalb keine Zeitbomben, weil es Wachstum gab. Doch das ist jetzt vorbei.

Egal wie sich das Virus entwickelt – die Notenbanken werden weiter Geld drucken und wir stehen vor dem größten Vermögenstransfer der Geschichte. Sollte sich das Coronavirus weiter ausbreiten und die Weltwirtschaft einbrechen lassen, wird dies fatale Konsequenzen für Deutschland und den Rest der Welt haben.

Obendrein sollten wir nicht vergessen, dass China mit seinem gigantischen Schattenbankensystem und seiner auf Pump laufenden Wirtschaft die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Sollte das chinesische Finanz- und Wirtschaftssystem tatsächlich crashen, wird dies die Welt wesentlich heftiger erschüttern als die Finanzkrise 2008/09.


Die Planwirtschaft kommt

Unser Wohlstand ist das Resultat einer freiheitlichen, marktwirtschaftlichen Ordnungspolitik. Sie wird schrittweise aufgeweicht. Und das hat Folgen. Der Kern des Problems liegt in der nachlassenden ordnungspolitischen Disziplin der politisch Verantwortlichen. Der Beginn der Fehlentwicklung: August 1987, als Alan Greenspan die Zügel der US-Notenbank übernahm. Greenspan interpretierte die Produktivitätsgewinne und den Rückgang der Preise aus der Integration der früher kommunistischen Volkswirtschaften ­ besonders Chinas - fälschlicherweise als deflationäre Gefahr wie in den Dreißigerjahren. Er führte seine Geldpolitik daher viel zu expansiv. Und die ganze Welt machte mit. Dabei waren rückläufige Preise für Konsumgüter eine „gute Deflation". Sie erhöhten die Kaufkraft der Konsumenten.

Das war der Samen für die heutigen Probleme. Die großzügige Geldversorgung brachte Kapitalanlegern große Gewinne, schwächt aber unser Wirtschaftssystem. Die Welt ist gefangen in Boom- und Krisenzyklen der Finanzmärkte, die jedes Mal extremer ausfallen als zuvor. Die in Boomzeiten entstandene Geldillusion verführt Bürger und Politiker, den Staat immer weiter auszubauen, über Umverteilung und Schulden zu finanzieren.

Vor gut 30 Jahren lag die Gesamtverschuldung noch unter 150% der globalen Wirtschaftsleistung, heute bei mehr als 300%. Und dabei ist die primär von den Sozialprogrammen implizierte Staatsverschuldung noch nicht einmal erfasst. Deutschland etwa steht mit einer Staatsverschuldung von 60% des BIPs vergleichsweise gut da, doch dazu kommen 165% implizite Schulden aus Leistungsversprechen. Die meisten anderen Staaten sind noch schlimmer dran.

Spätestens in der nächsten Rezession werden die Fehlentwicklungen sichtbar, wahrscheinlich schon in diesen Tagen. Denn der Corona-Crash vernichtete bereits über 7 Billionen Euro. Ob unser Polit-, Finanz- und Sozialsystem sie noch meistern kann? Mit noch mehr Geldschöpfung? Eine hohe Verschuldung mit immer mehr Schulden bekämpfen? Das ist, als verabreichte man einem Alkoholiker mehr Alkohol.

Es gibt Gewinner und Verlierer des Globalisierungsschubs in den vergangenen 30 Jahren. Zu den Gewinnern zählt die neue Mittelschicht in den Schwellenländern. Und die Oberschicht weltweit. Sie hat von der Inflationierung der Vermögenswerte profitiert. Und in der Bel Etage werden Einkommen bezahlt, die für den Durchschnittsbürger nicht mehr nachvollziehbar sind. Der große Verlierer ist der Mittelstand in den westlichen Industrieländern. Menschen mit kleinem oder keinem Vermögen stehen mit ihrem Arbeitsplatz und Lohn im Wettbewerb mit Menschen in Schwellenländern. Sie merken, dass sie wirtschaftlich nicht mehr vorankommen. Sie begehren auf und wenden sich von den einst dominanten Parteien ab.

Mit dem schwindenden Vertrauen in die vermeintliche Elite in Wirtschaft und Politik fällt unsere Demokratie in eine Krise. Zentralbanker, Politiker und geldverwöhnte Manager scheinen sich nur noch um ihr eigenes Wohl zu kümmern, während der einfache Bürger in der Kälte steht. Deshalb werden Außenseiter wie Donald Trump oder Boris Johnson gewählt. Wer dies mit noch mehr Geldschöpfung, Regulierung und Umverteilung beiseite wischen will, verkennt, wie ernsthaft unsere Demokratie gefährdet ist. Besonders in Westeuropa drohen „Weimarer Verhältnisse": Minderheitsregierungen ohne Kraft.


Der Euro - ein Jahrhundertfehler

Die Notenbanken manipulieren mit ihrer unmäßigen Geldschöpfung die Märkte. Die Europäische Zentralbank demontiert den Euro als Reservewährung. Und in der Realwirtschaft zeigt das Währungsdoping kaum Wirkung. Im Gegenteil: Die Erholung von der vergangenen Rezession ist trotz und wegen der Eingriffe in den marktwirtschaftlichen Prozess die schwächste der Neuzeit.

Die Einführung der Gemeinschaftswährung war ein Jahrhundertfehler. Eine Währung ohne Regierung kann nicht von Dauer sein. Die wohlhabenderen Staaten fürchten die Vergemeinschaftung von Schulden und Altlasten. Aber ohne diesen Schritt wird der Euro ein unmögliches Konstrukt bleiben. Die wachsenden Ungleichgewichte müssen ausgeglichen werden. Das Ergebnis ist Zentralismus. Sozialismus. Wohlstandsverlust.

Frankreich führt Europa, das fördert den Zentralismus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Deutschland in eine Sackgasse geführt, ihre Kraft verloren, lässt alles laufen. Gerade in Zeiten von Corona-Pandemie und Börsen-Crash wäre „Führung" nötig. Aber Frau Merkel ist mal wieder abgetaucht.

Die Einsetzung einer Französin an der Spitze der EZB und einer frankophilen Deutschen als Präsidentin der EU-Kommission trägt die Handschrift des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Dass ein Franzose die Brexit-Verhandlungen der EU mit Großbritannien führt, obwohl Großbritannien einer der größten Kunden der deutschen Wirtschaft ist, lässt tief blicken.

Deutschlands Exportanteil am BIP hat sich dank des schwachen Euro seit seiner Einführung fast verdoppelt. Der gigantische Handelsüberschuss provoziert die USA, den größten Kunden Deutschlands. Gäbe es noch die D-Mark, würden die Überschüsse kleiner ausfallen, würde die Mark höher notieren - die Deutschen verfügten über mehr Kaufkraft. Der Euro verhindert diese Anpassung. Gleichzeitig werden die Überschüsse aus der deutschen Leistungsbilanz für die Finanzierung Südeuropas verschleudert. Sieht so kluge Politik aus?

Auch die Zuwanderung wird auf diese Weise gefördert, weil die Wirtschaft in den Aufnahmeländern laufend mehr Personal benötigt. Das Wohlstandsgefälle zwischen den verschiedenen Teilen der Welt wird immer größer. Die abgehängten Menschen drängen in die Alte Welt, doch nur in wenigen Ländern sind die meisten von ihnen willkommen. Personenfreizügigkeit in einem geografischen Raum mit hohem Gefälle von Wohlstand, Einkommen und Sozialleistungen ist Wahnsinn und führt zu Spannungen. Einzelne Nationen verlieren gut ausgebildete Arbeitskräfte, andere werden von Zuwanderern überrannt.

Wenn die Digitalisierung der Wirtschaft in den folgenden Jahren so richtig Fahrt aufnimmt, sind Millionen Arbeitskräfte von heute überflüssig. Was dann? Brot und Spiele, wie im alten Rom? Die Folgen sind Fremdenhass, soziale Konflikte. Die Volksparteien, die das zulassen, verlieren an Einfluss, weil sie an den Bedürfnissen der Menschen vorbei agieren.

Wenn unsere Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist, die Übertreibungen im System mittels freier Marktwirtschaft zu bereinigen, haben wir verloren. Dann drohen Planwirtschaft. Wohlstandsrückgänge. Der Verlust der Freiheit. Verständlich, dass Crash-Propheten wieder Hochkonjunktur haben.

Crash-Propheten gehen davon aus, dass die aufgebauten Exzesse marktwirtschaftlich bereinigt werden. Das scheint ohne einen weltweiten Crash nicht mehr möglich zu sein. Doch eine reinigende Krise können sich Politiker und die Zentralbanken nicht leisten. Was dazu führen wird, dass sie eine Krise mit immer weiteren Manipulationen verhindern werden. Die anstehende „Korrektur" führt daher nicht über den Markt, sondern über die schleichende Veränderung von einem markt-zu einem planwirtschaftlichen System. Auf diese Weise können auch die Einbrüche an den Finanzmärkten kontrolliert werden - zum langfristigen Schaden aller.

Für Anleger heißt das wohl auf Jahre hinaus: niedrige Zinsen (real und nominell), steigende Teuerungsraten und stagnationsähnliche Zustände. Und für Sparer heißt das: laufende Verluste an Kaufkraft. Für die langfristige Kapitalanlage stehen Sachwerte wie Aktien und Immobilien im Vordergrund, während Nominalwerte wie Anleihen heute weitgehend zu meiden sind. Das Problem: Die heutige Bewertung aller Anlagen ist bereits außerordentlich hoch. Vielleicht sorgt hier der aktuelle Corona-Crash für die nötige Korrektur. Die Immobilienmärkte werden selektiver, da die positiven Effekte von Teuerung und tiefen Realzinsen durch eine negative Demografie und fiskalische Begehrlichkeiten geschmälert werden.

Aktien stehen nach mehr als zehn Jahren Hausse wohl in der Spätphase des Zyklus. In der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise inkl. Corona-Pandemie sind große Einbrüche sicher. Zombie-Firmen werden als erste vom Markt verschwinden. Die damit einhergehenden Zahlungsausfälle werden die Banken in große Schwierigkeiten bringen. Bahnt sich hier bereits der weltweite Crash an? Andererseits sollten gute Unternehmen in der Lage sein, langfristig auch im erschwerten Umfeld eine Rendite des Eigenkapitals zu erarbeiten, die deutlich über den nominellen Zinsen liegt. Aber in den Himmel werden auch die Aktienmärkte nicht wachsen, da im Lauf der Zeit Teuerung und Zinsen anziehen und die Aktienkurse bremsen werden.

Falls das Verhältnis von Bewertung zu künftiger Anlagerendite noch Bestand hat, kann für die nächsten zehn Jahre mit einer Anlagenrendite für Aktien im Rahmen der Dividendenrendite gerechnet werden, aber unter großen Schwankungen. Und Gold? Kann langfristig Schutz vor politischen und wirtschaftlichen Wirren bieten. Denn neben den erwähnten Herausforderungen läuft gleichzeitig ein geopolitischer Konflikt von historischer Dimension ab. Aber vor der zunehmend fragwürdigen Verhaltensweise von Behörden bis hin zur Justiz bietet auch Gold nur beschränkten Schutz.

Die anstehende „Korrektur" führt nicht über den Markt. Stattdessen kontrolliert ein planwirtschaftliches System Einbrüche an den Finanzmärkten - zum langfristigen Schaden aller.

Kommentare

  1. Sehr gute Analyse der derzeitigen Verhältnisse. Wenn man heute die laufenden Beschwichtigungsformeln der Politiker hört, dann sollten beim Bürger alle Alarmglocken schrillen. Die Wahrheit kommt erst später raus, wenn sich keiner mehr so richtig erinnern kann oder mag.

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