Aktuelles zum Niedergang der Mittelschicht am 25. Januar 2019


Deutschland vor dem Absturz –
Arbeitsplatzabbau in der Wirtschaft -
Graue Wohnungsnot" Wohnraum für Senioren wird knapp -

Vorwort

Nach neun Jahren Aufschwung, dem längsten seit Jahrzehnten, steuern Europa und Deutschland auf ein Ende des Wachstums zu – mit weitreichenden Folgen für Politik, Unternehmen, den Euro und die Finanzmärkte. Doch die Politik ignoriert diese Gefahr.

Die Globalisierung ist derzeit zwei gegenläufigen Tendenzen unterworfen:
-        Auf der einen Seite treibt die rasante technologische Entwicklung vor allem durch neue Methoden der Künstlichen Intelligenz die Hyperglobalisierung weiter voran. Neue Formen der sog. Tele-Migration dürften zu einer zunehmenden Konkurrenz für Arbeitnehmer in entwickelten Ländern auf einen zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt führen. Digitaltechnologien stellen quasi die „Containerschiffe" von Dienstleistungen dar. Neue digitale Kommunikationsformen ermöglichen einen wahrlich globalen Arbeitsmarkt für Dienstleistungen: Tele-„Pendeln", Online-Plattformen für Dienstleistungsjobs, maschinelle Übersetzungen, moderne Telekommunikation etc. Es dürften damit Stellenprofile in den entwickelten Ländern unter Druck geraten, die durch Roboter oder „Tele-Migranten", d. h. Beschäftigte in Schwellenländern, die via digitale Technologien Dienstleistungstätigkeiten für Unternehmen in den entwickelten Ländern ausüben, ausgeführt werden können.
-        Auf der anderen Seite führt dies zu einem zunehmenden Widerstand der Globalisierungsverlierer, was sich in einer steigenden Zustimmung für sog. populistische Parteien äußert. Dieser Widerstand gegen die Globalisierung wird noch zusätzlich dadurch verstärkt, dass die Welt einem massiven Urbanisierungsprozess unterliegt, der zu einer zunehmenden Spaltung in allen Ländern zwischen „Stadt" und „Land" führt. Und die einzelnen Länder zunehmend eine „My Country First"-Strategie fahren, die sich in vermehrten Handelsstreitigkeiten äußert.

Dieser politisch getriebene De-Globalisierungstrend wird unterschätzt.
-        Die Wahlerfolge sog. populistischer Parteien und nationalistische Tendenzen weltweit sind m. E. nicht vorübergehender Natur, sondern sind als ein „Pendel zurück" nach 30-40 Jahren zunehmender Liberalisierung des Außenhandels sowie der Güter- und Arbeitsmärkte zu interpretieren. Globalisierung und Digitalisierung treiben nicht nur die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen, sie beeinflussen auch das Wahlverhalten.
-        Der Druck der Zuwanderung nach Europa und nach Nordamerika wird zunehmen. Gleichzeitig sind die Folgen der Finanzkrise auf den südeuropäischen Arbeitsmärkten noch immer nicht verarbeitet. Auch dies stützt in Europa den Trend zur Abschottung.
-        Der Trend hin zu mehr ökonomischer Unsicherheit für die Arbeitnehmer der entwickelten Länder dürfte angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen und verstärkten globalen Konkurrenz ebenfalls nicht abebben.
-        Neben diesen Gründen zunehmender ökonomischer Unsicherheit sehe ich auch einen zunehmenden Trend des „kulturellen Zurückschlagens" einer oft im politischen Diskurs vernachlässigten Bevölkerung auf dem Land und der kleinen und mittelgroßen Städte, die oft die Werte der urbanen oberen Bildungsschichten nicht teilt.

Deutschland vor dem Absturz

In einer sich immer weiter aufheizenden politischen Atmosphäre bricht nun die deutsche Konjunktur ein. Nach der jahrelangen kalten Enteignung ihrer Sparvermögen durch die Niedrigzinspolitik der EZB drohen den Bürgern im neuen Jahr nun auch noch Arbeitsplatzverluste und damit ein weiterer sozialer Abstieg.

All das geschieht in einer Phase, in der die Herausforderungen der Massenzuwanderung seit 2015 noch lange nicht bewältigt sind. Und unter sich verschlechternden wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen dürften sich die darüber ausgebrochenen Konflikte eher noch verschärfen. Dafür sorgen die zunehmende Konkurrenz in den unteren Einkommensgruppen, die wachsende Perspektivlosigkeit und Enttäuschung unter vielen Zuwanderern sowie die Abstiegsängste der deutschen Mittelschicht.

Für die Integration der Zuwanderer ist aber die Aufnahmebereitschaft der unteren Schichten jedoch entscheidend, denn die Neuankömmlinge wandern nicht in die Oberschicht ein.

Dabei gilt: Der Staat ist Treuhänder des öffentlichen Vermögens in Form der freien Natur und der über Generationen aufgebauten Infrastruktur, und er muss die Funktionsfähigkeit der für jedermann verfügbaren öffentlichen Einrichtungen wie Ämter, Kammern, Gerichte, Polizei, Kitas, Schulen und Universitäten erhalten. Bei der Nutzung all dieser Leistungen besteht eine Rivalität zwischen Zuwanderern und Einheimischen, und die Erbringung und Sicherung der Nutzungsqualität kostet viel Geld, das die Steuerzahler erarbeiten müssen. Ökonomen sprechen hier von Klubgütern. So wie die eigene Wohnung ein Klubgut ist, das der Familie gehört, oder der Fußballplatz ein Klubgut im Eigentum der Vereinsmitglieder, handelt es sich beim öffentlichen Vermögen um Klubgüter im Eigentum der Staatsbürger.

Die Vorstellung, der Zugang zu den öffentlichen Klubgütern müsse Ausländern jedweder Herkunft unbeschränkt zustehen, ist aus ökonomischer und staatsrechtlicher Sicht abwegig und trägt zum weiteren Staatsverfall bei.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Rivalität zwischen Zuwanderern und Einheimischen für die Endlichkeit unserer Ressourcen verantwortlich ist, wie Wohnraum, öffentliche Strukturen, Sozialsysteme usw., auf die die Mittelschicht und die untere Mittelschicht, im Gegensatz zur Oberschicht, besonders angewiesen sind.

Millionen Zuwanderer erzeugen einen permanenten Druck auf den Wohnungsmarkt. Wohnraum in den Ballungszentren mit ihren Arbeitsplätzen, wird immer unerschwinglicher. Selbst gutverdienende Angehörige der Mittelschicht, vor allem Familien mit Kindern, suchen in den Ballungsräumen verzweifelt und meist vergeblich eine bezahlbare Wohnung. So wird die Mittelschicht immer mehr aus den Ballungszentren verdrängt und fördert so das Wachstum der peripheren" bzw. „periurbanen" Welt (Pendlergemeinde) mit all ihren Nachteilen.

Die Mittelschicht und die untere Mittelschicht sind daher die eindeutigen Verlierer von Globalisierung und Zuwanderung.

Die Oberschicht dagegen verfügt über die Mittel, unsichtbare Grenzen zu ziehen und sich in ihren Wohnvierteln, Schulen und Karrieren abzuschotten, während sie das Ideal der offenen Gesellschaft propagiere. „Die offenen Gesellschaften", sagt Guilluy, „sind die größten Fake News der letzten Jahrzehnte. Es gibt keine Open Society, es gibt im Gegenteil immer stärker abgeschirmte Welten. Paris begreift sich als offene Stadt, aber eine Stadt, in der der Quadratmeter bis zu 10.000 Euro kostet, ist keine offene, sondern eine geschlossene Stadt. Bei einem Einkommen von 1.000 Euro im Monat funktioniert der Multikulturalismus nicht."

Welche politische Kraft kann dem entgegenwirken?

Aus meiner Sicht gibt es z. Z. keine politische und gesellschaftliche Kraft in Deutschland, die in der Lage wäre, eine, an die ökonomischen Möglichkeiten unserer Volkswirtschaft und an den gesellschaftspolitischen Zumutungen gegenüber der indigenen Bevölkerung, angepasste Einwanderung umzusetzen.

Die CDU? Die ist unter Kanzlerin Merkel, u. a. durch Themenklau von der SPD, zu einem Sprachrohr des grün-linken Mainstreams verkommen. Und die Kumpanei mit den kriminellen Autobossen ist auch nicht eben vertrauensfördernd.

Die SPD? Kraftlos gefangen im ewigen Weiter-so. Die SPD spricht nicht mehr die gleiche „Sprache" wie ihre ehemaligen Wähler. Die Akademisierung der SPD, andere Themensetzungen und der Zeitgeist in Form von Gesinnungsethik, hat dazu geführt, dass die Sprache und die Themen sich zu sehr vom „einfachen Malocher" entfernt haben.

Die Grünen? Unter Robert Habeck auch nur Verfechter eines verführerischen postmodernen Kapitalismus. Im Wettbewerb um die „klarste Kante" haben die Grünen gerade die Nase vorn. Vielleicht ist es nur ein Zufall, dass ihr Höhenflug in dem Moment begann, wo sie sich von der sozialen Frage verabschiedeten und zur Partei der gut verdienenden Ökobourgeoisie der privilegierten Globalisierungsgewinner wurden. Unstrittig ist, dass der Kampf für höhere Löhne und eine gerechte Verteilungspolitik hinter den Gefechten zwischen grüner Moral und rechter Moralprovokation verschwunden ist.

Die FDP? Zu kraftlos. Zu opportunistisch. Zu sehr klientelbezogen.

Die AfD? Eine Protestpartei für diejenigen, die die katastrophalen Fehlentscheidungen der Berliner Politik nicht mittragen wollen, aber auch ein Sammelbecken nicht nur neoliberaler, nationalkonservativer, sondern auch nationalistischer und völkischer Ideologien. Solange die nationalistischen und völkischen Ideologien beim normalen Bürger nicht gefragt sind, ist die AfD nicht regierungstauglich.

Auch die Linkspartei hat ein großes Problem. Der Zeitgeist weht immer stärker von rechts, und die Stärke linker Politik, der Kampf gegen die Ungleichheit, ist zusammengeschrumpft auf die Frage, ob man moralisch die richtige Haltung einnimmt: Wer sich am lautesten über die AfD empört, bekommt den meisten Applaus. Das gilt für die gesamte „Kapitalistische Einheitspartei CDUSPDFDPGRÜNELINKE".

Immer mehr findet Gesinnungskontrolle statt, anstatt sich für die Belange deutscher Staatsbürger einzusetzen. Grün-linke Politik ist vor allem Moralpolitik geworden. Die sozialen Kontakte werden einer Gesinnungskontrolle unterzogen, die politisch korrekte Sprechweise verhängt scharfe Sanktionen für Übertretungen, und eine allgegenwärtige Gängelei ersetzt den Streit über konträre Meinungen. So werden Lesungen lieber abgesagt, weil in den Buchhandlungen auch rechte Bücher verkauft werden, und Freundschaften beendet, weil die Frage gestellt wird, wie offene Grenzen mit dem Sozialstaat vereinbar sein sollen.

Moral dient vor allem der öffentlichen Zurschaustellung der eigenen Güte und dem Recht, abweichende Meinungen als böse zu beurteilen und sie damit aus dem öffentlichen Raum auszugrenzen. Sie wird ihrer ethischen Dimensionen beraubt, zum Mittel der Statussicherung - zum Moralismus. Der Moralist nutzt die Moral als Waffe. Er setzt mit ihr seine Meinung durch, weil er sie als allgemeinen Wert erscheinen lässt. Je erfolgreicher die Meinung in das allgemeine Gewand der Moral gekleidet ist, desto unangreifbarer wird sie.

Arbeitsplatzabbau in der Wirtschaft

Der Abschwung kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern war absehbar. Gleichwohl werden die negativen Zukunftsaussichten derzeit von der Politik ignoriert. Auch die Oppositionsparteien thematisieren den drohenden wirtschaftlichen Abstieg mit seinen sozialen Implikationen (nicht genannte / verschwiegene Folgen) nicht. In den deutschen Chefetagen wachsen die Sorgen. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Dezember auf 101,0 Punkte gefallen, nach 102,0 Punkten im November. Die Unternehmen waren erneut weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Auch ihre Erwartungen trübten sich weiter ein.

Die Gründe reichen weit über das Brexit-Chaos hinaus. Der ungelöste Handelsstreit der EU mit den USA, die finanzpolitischen Volten der italienischen Regierung, die Gelbwesten-Proteste in Frankreich, die Ermattung der chinesischen Konjunktur und konjunkturelle Übertreibungen im Inland brauen sich zum Sturm für die deutsche Wirtschaft zusammen.

Allein wegen des politisch erzwungenen Umstiegs auf die E-Mobilität werden in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern in Deutschland massenhaft Arbeitsplätze wegfallen. Dieser Einbruch wird auf andere Branchen ausstrahlen, da die Automobilindustrie eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft ist. VW-Chef Herbert Diess sagte bereits im vergangenen Oktober, insgesamt seien bei den Autobauern 100.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Im Dezember kündigte der Konzern dann den Abbau von 7.000 Stellen in Hannover und Emden an, das ist ein Drittel der dortigen Arbeitsplätze.

Auch bei Audi zeichnen sich einschneidende Maßnahmen ab. Konzern-Chef Bram Schot ließ seine Belegschaft im Dezember wissen, für die aktuelle Produktionsmenge gebe es zu viele Mitarbeiter. „Jetzt kann man überlegen, mit weniger Leuten zu arbeiten. Oder mit den gleichen Leuten mehr Output zu erzeugen", sagte er. Wie er bei den sinkenden Zulassungszahlen die Verkäufe steigern will, sagte er allerdings nicht.

Gut stehen die Chancen dafür wohl auch nicht. Denn für 2019 prophezeien die Wirtschaftsberater von Pricewaterhouse Coopers (PwC) „schwache Neuzulassungen". Und das nach einen desaströsen Jahr 2018. Im September vergangenen Jahres waren wegen der neuen Abgasnormen und der Dieselfahrverboten in Städten knapp ein Drittel weniger Neuwagen in Deutschland zugelassen worden als ein Jahr zuvor. Audi verlor dabei mit 78% übrigens am stärksten, gefolgt von Porsche mit 76% und VW mit 62%.

Schnellerer Abschwung als erwartet

Inzwischen melden auch andere Branchen Krisensymptome. So lasteten die Energieunternehmen, Konsumgüterhersteller und sogar das Baugewerbe ihre Kapazitäten zuletzt weniger stark aus, berichtet die FAZ. „Der Abschwung scheint schneller und kräftiger zu sein als bislang gedacht", sagt der Konjunkturforscher des Münchener ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser.

Will heißen, die deutsche Wirtschaft gleitet in die Rezession. Nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2018 dürfte es auch im vierten Quartal nochmals geschrumpft sein. Darauf lassen zumindest die Zahlen des Statistischen Bundesamtes schließen. Denn danach haben die deutschen Industrieunternehmen ihre Produktion im Dezember um 1,9% gegenüber dem Vormonat gedrosselt. Unter anderem waren die Bestellungen aus dem Euroraum deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ganz offensichtlich ist der von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für die letzten Monate des vergangenen Jahres vorhergesagte wirtschaftliche Schub ausgeblieben.

Wenn sich die Rezession verstärkt, haben wir ein doppeltes Problem in den Betrieben. Bei Entlassungen ist dann eine Sozialauswahl zu treffen, und ein Kriterium ist die Dauer der Betriebszugehörigkeit und die Zahl der Kinder. Anders als draußen im Merkel-Land, haben „die, welche schon länger da sind" einen höheren Schutzstatus als neu Hinzugekommene. Allerdings können Ausländer mehr Kinder in die Waagschale der Sozialauswahl werfen. Und wenn dann von außerhalb der Betriebe der Rassismus-Vorwurf erhoben wird, wenn Ausländer entlassen werden, möchte ich nicht in der Haut von Gewerkschaftern stecken, die Frau Merkel immer noch unterstützen und für unbegrenzte Zuwanderung stehen. Egal, ob dann Deutsche oder Ausländer arbeitslos werden, gibt das gefährlichen Sprengstoff im Land, nicht nur in den Betrieben.

Unbemerkt blieb die aktuelle Entwicklung in der Bundesregierung indes nicht. Zum Jahreswechsel meldete sich Finanzminister Olaf Scholz mit einer bemerkendwerten Neujahrsbotschaft an die Bürger. „Die fetten Jahre sind vorbei", sagte er mit Blick auf die trüben Konjunkturaussichten. Und weil das so sei, sehe er die Spielräume für Entlastungen der Bürger schwinden. Anders ausgedrückt: Nun sollen diejenigen, die von den „fetten Jahren" durch die restriktive Lohnpolitik der Unternehmen am wenigsten bis gar nicht profitiert haben, auch noch die Rechnung für die verfehlte Wirtschafts- und Sozialpolitik der vergangenen Jahre zahlen.

Es zeugt nicht gerade von politischem Instinkt, dass die Opposition diese Aussage schlichtweg ignorierte. Schließlich profitiert der Staat seit Jahren von der Niedrigzinspolitik der EZB. Bund, Länder und Gemeinden haben nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank von 2008 bis 2018 dadurch fast 370 Milliarden Euro gespart. In diesem Zeitraum fielen die vom deutschen Staat zu zahlenden Schuldzinsen von 4,2 auf 1,5%. Für den Bürger, dem Scholz nun magere Zeiten prophezeit, sieht die Bilanz indes ganz anders aus.

Enteignung der Bürger

In den Jahren von 2010 bis 2018 hatten die Privathaushalte Zinseinbußen bei Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen in Höhe von insgesamt 533 Mrd. € erlitten, errechnete die DZ Bank. Zieht man davon die 238 Mrd. € Zinsersparnisse für günstigere Kredite ab, bleibt für die Bürger ein Nettoverlust von knapp 300 Mrd. €. „Magere Zeiten" durchleiden die Bürger also schon seit Jahren. Und jetzt will Scholz ihnen den Gürtel noch enger schnallen.

Offenbar ist vielen der politische Sprengstoff, den diese Entwicklung birgt, noch gar nicht bewusst. Die Deutschen müssen also nicht nur mit einer zunehmenden Arbeitslosigkeit und wachsenden gesellschaftlichen Spannungen rechnen, sondern sollen nach der kalten Enteignung durch die EZB-Zinspolitik künftig mit einem weiteren sozialen Abstieg auch noch für die Folgen der schwarz-roten Wirtschaftspolitik bezahlen.

Schon heute sind die Budgets der privaten Haushalte ausgereizt. Nach den Hartz-Reformen der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder ist Deutschland zum Niedriglohnland geworden. Schuld daran war unter anderen die massive Ausweitung der Leiharbeit. Inzwischen sind Millionen Deutsche Niedriglöhner. In Ostdeutschland ist es bereits jeder Dritte.

Darunter leiden vor allem Familien und Alleinerziehende. Sie müssen mit jedem Cent rechnen und sind häufig sogar von Armut bedroht. Wenn sich an der Einkommensverteilung nichts grundlegend ändert, werden diejenigen, die heute Kinder großziehen, im Alter alle arm sein. Und das in einem der nach wie vor reichsten Länder der Welt. Denn in Deutschland sind die Vermögen in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig gestiegen. Nur leider hat die Mehrheit der Bevölkerung von diesem Anstieg kaum etwas abbekommen.

Letzte Chance

Seit der Jahrtausendwende verteilen sich die Vermögen in Deutschland immer ungleicher. Zwar beträgt das durchschnittliche Nettogeldvermögen der Deutschen 52.390 €, doch die Hälfte der Bevölkerung besitzt weniger als 15.190 €. Oder anders ausgedrückt: Immer weniger Reiche besitzen immer mehr. Der von Allen erwirtschaftete Wohlstand schlägt hauptsächlich bei einer kleinen Gruppe von Reichen zu Buche.

Aber im Einklang mit der optimistischen Darstellung in den Medien gelang es den großen Parteien, die Illusion von Wohlstand und wirtschaftlicher Stärke über alle Krisen hinweg am Leben zu erhalten. Spätestens mit dem Renteneintritt der Babyboomer in den kommenden Jahren jedoch wird diese Illusion jäh zerplatzen. Dann werden die gesellschaftlichen Brüche der heutigen Politik offen zutage treten.

Einem Heer von Alten, die von ihrer Rente nicht leben können, werden Millionen junge Menschen mit Einkommen am oder gar unter dem Existenzminimum gegenüberstehen. Und zwischen ihnen steht die immer größer werdende Gruppe der Zuwanderer, die seit 2015 mit großen Hoffnungen gekommen sind und sich dann in einem Verteilungskonflikt um Einkommen und Sozialleistungen mit einer abstiegsgefährdeten Bevölkerung wiederfinden. Wenn nicht jetzt, wann soll Deutschland sich über diese Zukunft Gedanken machen?

„Graue Wohnungsnot" Wohnraum für Senioren wird knapp

Für viele künftige Senioren wird es eng: weniger Rente, weiter steigende Mieten, kein Geld für altersgerechte Umbauten. Eine neue Studie sieht eine neue soziale Frage in Deutschland: die „graue Wohnungsnot".

Eine altersgerechte und bezahlbare Wohnung - das könnte bald für Millionen Rentner zum Problem werden: Darin sind sich Wirtschaftsforscher, Sozialexperten und die Bauwirtschaft einig. Denn die geburtenstarken Jahrgänge gehen demnächst in Rente. „Eine ganze Generation mit deutlich niedrigeren Renten trifft dann auf steigende Wohnkosten", sagte Matthias Günther vom Pestel-Institut in Hannover. „Deutschland steuert sehenden Auges auf die 'Graue Wohnungsnot' zu".

Nur fünf Prozent aller Älteren leben in altersgerechten Wohnungen", sagte Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, der Deutschen Presseagentur. Für viele Rentner sei es schwer, steigende Mieten zu zahlen. „Schon jetzt ist die Hälfte der 592.000 Wohngeldbezieher älter als 65."

Die Zahl der Senioren wird aber von heute knapp 18 Mio. bis zum Jahr 2040 auf etwa 24 Mio. steigen - und diese werden von deutlich weniger Rente leben müssen, wie das Pestel-Institut in seiner am Montag veröffentlichten Studie vorrechnet. Der Anteil der Senioren, die ergänzende Grundsicherung zum Lebensunterhalt brauchen, dürfte von heute 3% auf über 25% steigen. Kurz: Jedem vierten Rentner droht Altersarmut.

Ein Senior wohnt heute im Durchschnitt auf 59 Quadratmetern, ein durchschnittlicher Bundesbürger auf 46 Quadratmetern. Dabei geht es in den Städten eng zu: Jeder neunte Einwohner dort lebe in einer überbelegten Wohnung, teilte das Statistische Bundesamt mit. Überbelegt heißt zum Beispiel, dass sich mehrere Kinder ein Kinderzimmer teilen oder Eltern das Wohnzimmer auch als Schlafzimmer nutzen.

Viele Senioren aber bleiben weiter in der vertrauten Wohnung, auch wenn die Kinder ausgezogen sind und der Partner verstorben ist. Gerade in Groß- und Universitätsstädten aber seien sie es, die „am stärksten unter Mietsteigerungen ächzen", sagte Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Eine scheinbar einfache Lösung wäre der Umzug in eine kleinere Wohnung. Nur, wohin umziehen? Oft „scheitert das an den Mietkosten. In der Regel finden sie keine kleinere Wohnung für eine niedrigere Miete", sagte Günther vom Pestel-Institut in Hannover. „Und wer sich seine bisherige Mietwohnung nicht mehr leisten kann, wird gerade in den teuren Städten häufig gezwungen sein, nicht nur die Wohnung zu wechseln, sondern mit der Wohnung auch den Wohnort."

Mit einzelnen Projekten und Hilfen versuchten kommunale, private und genossenschaftliche Wohnungsträger, Rentnern einen Umzug im Ort schmackhaft zu machen. Wichtig sei, dass die kleinere Wohnung tatsächlich günstiger ist, sagte Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Aber „das Echo ist sehr zögerlich". Denn alte Menschen „hängen oft an der Wohnung, in der sie Jahrzehnte gelebt haben, an der Umgebung, wo sie verankert sind".

Eine andere Lösung sehen die Wirtschaftsforscher vom Pestel-Institut in Wohngemeinschaften, um sich die Kosten zu teilen. Auch für Ropertz eine Möglichkeit: „Aber viele scheuen sich, fremde Menschen in der Wohnung aufzunehmen."

Nicht nur die Miete, sondern auch ein altersgerechter Umbau der Wohnung wird für eine wachsende Zahl von Rentnern kaum bezahlbar sein. Zahlt der Vermieter, kann er die Kosten als Modernisierung auf die Miete umlegen. Ein Aufzug im Haus kann da teuer werden.

Im Schnitt 16.000 Euro kostet es, eine Wohnung barrierearm umzubauen, schreiben die Autoren der Pestel-Studie. Wenn die Senioren dann weniger unfallgefährdet wohnen und länger zuhause leben können, mache sich das aber rasch auch für die Gesellschaft bezahlt: Ein Platz im Pflegeheim koste pro Jahr 8.500 € mehr als eine ambulante Pflege.

Bundesweit müssten bis 2030 drei Millionen Wohnungen zusätzlich altersgerecht neu oder umgebaut werden, sagte Günther. Das koste 50 Milliarden Euro. Mit staatlichen Zuschüssen von sechs Milliarden Euro ließe sich das stemmen. Vdk, Mieterbund und Bauwirtschaft stoßen hier ins gleiche Horn. „Mehr öffentliche Förderung für altersgerechte Wohnungen ist alternativlos", sagte Ropertz. „Das ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Aber die Politik schläft mal wieder.


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