Aktuelles von der Wirtschafts- und Finanzkrise am 15. Januar 2021


Die Staaten treiben sich selbst in die Pleite –
Die Großen kaufen die Kleinen zu Spottpreisen auf -

Das Corona-Jahr 2020 hat eine unheilvolle Entwicklung eingeleitet. Gut für die Großen - schlecht für den Mittelstand und die Bürger.

Die Bilanz dieser Kanzlerin ist ohnehin schon von katastrophalen Fehlentscheidungen (Atomausstieg, Völkerwanderung, Euro-Rettung, oder Brexit) und dümmlichen Leerformeln („Wir schaffen das", „wenn der Euro scheitert, scheitert Europa") geprägt. Der Verfall der Infrastruktur, des Bildungswesens sowie die versäumte Digitalisierung sind weitere Beispiele ihres Versagens. Dazu kommt eine bislang unvorstellbare Spaltung der Gesellschaft.

Und nun taumelt Deutschland ohne Führung durch die Pandemie. In der Stunde der Not, die angesichts der mittlerweile verfügbaren Impfstoffe eine Stunde der Chance sein sollte, wirkt das Führungspersonal zerstritten und in Machtkämpfe verstrickt. Europaweit und auch innerhalb des deutschen Kabinetts befasst man sich hingebungsvoll mit Kompetenzfragen. Hinzu kommt die Kakofonie der Länder. Diese Spielchen verfehlen inmitten der Pandemie ihre Wirkung.

Mittelstand, Kulturschaffende, Soloselbständige und Familienunternehmer werden von einem Staat, der von Lockdown zu Lockdown stolpert, hart getroffen. Sie stellen bei uns über 70% aller Arbeitsplätze Der verkorkste Impfstoffeinkauf, die Unfähigkeit zur zeitnahen Massenimpfung und das anhaltende Unvermögen der staatlichen Gesundheitsämter, sich digital zu vernetzen, kommen beim Bürger als klägliches Versagen an. Die Bürger müssen dieses Versagen mit Infizierung oder gar mit dem Leben bezahlen.

Wenn es nicht schnell gelingt, der Bevölkerung den ihr zustehenden und technisch möglichen Schutz zukommen zu lassen, ist diese Regierung am Ende. Schon jetzt zeigen sich die Zerfallserscheinungen. Merkel kämpft um ihr Vermächtnis. Söder und Merz lauern. Spahn und Scholz bangen um ihre Zukunft. Alle zusammen kommunizieren vor sich hin, aber keiner führt.

Zieht man zum Jahresende eine Bilanz der Maßnahmen, die die Regierungen gegen die grassierende Pandemie getroffen haben, fällt das Ergebnis ernüchternd aus. Knapp zwölf Monate nach dem Auftauchen der ersten Fälle zeigen die erneuten Lockdowns, dass die bisher unternommenen Anstrengungen ihr offizielles Ziel, nämlich die Eindämmung der Krankheit, ganz offensichtlich verfehlt haben.

Das ist mehr als verwunderlich, denn noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit sind drastischere Mittel eingesetzt worden, um die Ausbreitung einer Krankheit zu verhindern. Noch verwunderlicher allerdings ist das Ausmaß der „Nebenwirkungen" der getroffenen Maßnahmen.

Die wohl wichtigste und historisch bedeutsamste Nebenwirkung dürfte die vollständige und endgültige Entkoppelung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft sein. Obwohl die Weltwirtschaft 2020 die schwerste Rezession der Neuzeit erlebt hat, haben die Finanzmärkte über ein halbes Jahr lang eine historische Rallye hingelegt. Eine solche über Monate andauernde diametrale Gegenbewegung beider Sektoren hat das globale Finanzsystem noch nicht erlebt.

Der Grund dafür ist die bisher größte Geldschwemme durch die führenden Zentralbanken. Sie haben diesmal nicht nur Hunderte von Milliarden, sondern Billionen in den verschiedensten Währungen aus dem Nichts geschaffen und diese entgegen aller offiziellen Beteuerungen erneut nicht in die Realwirtschaft, sondern fast ausschließlich in das globale Finanzcasino fließen lassen.

Jeff Bezos: 13 Milliarden Dollar Gewinn an einem einzigen Tag

Diese massive Geld-Erzeugung hat eine gewaltige Vermögenszunahme im Bereich der Ultrareichen bewirkt. Nach Schätzungen des US-Wirtschaftsmagazins Forbes haben die etwa 2.200 Milliardäre der Welt ihren Reichtum im Jahr 2020 von 9,5 Billionen Dollar um 20% auf insgesamt 11,4 Billionen Dollar erhöhen können.

Vor allem an der Spitze der Pyramide ist es zu Entwicklungen gekommen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Elon Musk, Mitbegründer von Tesla, SpaceX und PayPal, konnte sein Vermögen in weniger als zwölf Monaten um mehr als 110 Mrd. $ auf insgesamt 137 Mrd. $ aufstocken und so in Rekordzeit zum drittreichsten Menschen der Welt aufsteigen. Die Nr. 1 der Großverdiener, Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, hat 2020 pro Tag im Schnitt 321 Mio. $ eingenommen und darüber hinaus am 20. Juli 2020 mit 13 Mrd. $ den Rekord für den höchsten jemals innerhalb von 24 Stunden erzielten Vermögenszugewinn einer Einzelperson aufgestellt.

Auch die vierhundert chinesischen Milliardäre (ohne Hongkong) können 2020 als das bisher erfolgreichste Jahr für sich verbuchen. Ihr Vermögen hat sich in dieser Zeit um 750 Mrd. $ auf insgesamt zwei Billionen Dollar erhöht.

Wichtigster Effekt im Unternehmensbereich: der Trend zur Monopolbildung

Größte Profiteure im Bereich der Unternehmen waren mit weitem Abstand die Digital-Konzerne Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon. Apple hat im August 2020 als erstes Unternehmen der Welt einen Börsenwert von zwei Billionen Dollar erreicht. Amazon und Microsoft bringen es zusammen auf über zwei Billionen Dollar. Die drei Megakonzerne sind damit mehr als doppelt so viel wert wie die Gesamtheit aller 763 börsennotierten deutschen Unternehmen.

Ganz anders dagegen ist es in diesem Jahr dem Mittelstand, Kulturschaffenden, Soloselbständigen, Familienunternehmern und nicht zuletzt vielen Arbeitnehmern ergangen. Die Pandemie-Maßnahmen haben sie mit voller Breitseite getroffen. Während große Branchen wie die Luftfahrt- und die Auto-Industrie von den Regierungen mit Milliardenbeträgen für ihre Ausfälle entschädigt wurden, blieben für kleine und mittelständische Betriebe nur Almosen übrig, die in vielen Fällen auch noch verspätet oder gar nicht eintrafen.

Die so entstandenen Probleme kamen insbesondere den Plattform-Unternehmen und damit dem Digitalsektor zugute. Am sichtbarsten war der Erfolg der Lieferdienste, denen sich viele Gastronomiebetriebe auf Grund des Bewirtungsverbotes anschließen mussten und die mittlerweile fast ausschließlich dem Marktführer „Takeaway" mit Sitz in der Steueroase Amsterdam gehören.

Auch für Firmen wie „booking.com" oder „Flixbus" war 2020 ein großartiges Jahr. Obwohl die Hotellerie wie auch das Beförderungsgewerbe stark gelitten haben, werden die überlebenden Betriebe kaum weiter existieren können, ohne sich den Bedingungen von booking.com, dessen Unterfirmen „Expedia" und „Trivago", oder im Fall des Busverkehrs den Bedingungen des Digital-Monopolisten Flixbus zu unterwerfen.

Egal, welche Branche man anschaut, überall zeigt sich das gleiche Bild: Kleine und mittlere Unternehmen gehen massenhaft zugrunde und müssen sich entweder den digitalen Marktführern unterwerfen oder sich von Großinvestoren zu Spottpreisen aufkaufen lassen. Die Großen wiederum können ihre Macht über alle Grenzen hinaus ausbauen und weltumspannende Monopole errichten.

Die Staaten treiben sich selbst in die Pleite – mit Vorsatz

Besonders hart haben die Nebenwirkungen der Pandemie-Maßnahmen die Staatshaushalte getroffen. Die Lockdowns haben nicht nur erhebliche Zusatzkosten – z. B. in Form von Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld verursacht, sie haben auch dafür gesorgt, dass die Steuereinnahmen empfindlich zurückgegangen sind.

Erstaunlich erscheint die Selbstverständlichkeit, mit der die Politik den Niedergang der öffentlichen Finanzen hinnimmt. Obwohl die Haushaltslöcher von Monat zu Monat größer werden und angesichts des Umstands, dass die erneuten Lockdowns kein Ende der Pandemie einläuten, klingen weder beim Finanz- noch Wirtschaftsminister die Alarmglocken. Im Gegenteil: Es wird immer wieder betont, die Probleme seien lösbar.

Dem allerdings widersprechen sämtliche Fakten. Wir haben es zurzeit mit der schlimmsten Rezession der Neuzeit zu tun, die Welt leidet unter der höchsten Verschuldung, die es jemals gegeben hat, und angesichts der neuerlichen Lockdowns wird die Wirtschaft nicht etwa angekurbelt, sondern ein weiteres Mal abgewürgt. Die Folge: Hunderttausende mittelständische Unternehmen werden in den Bankrott getrieben und Millionen von Menschen werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Wieso warnen Politiker in dieser Situation nicht vor der sich anbahnenden Katastrophe?

Die Modern Monetary Theory – der direkte Weg ins Verderben

Zum einen muss man wohl davon ausgehen, dass es sich bei einem Großteil der politischen Akteure um Opportunisten handelt, die ganz einfach beide Augen vor der Tatsache verschließen, dass die Markt-Giganten die Pandemie in hemmungsloser Weise zur Plünderung des Systems und zur Unterwerfung des Mittelstands nutzen.

Zum anderen aber muss man feststellen, dass sich immer mehr Politiker – bewusst oder unbewusst – von der „Modern Monetary Theory" beeinflussen lassen. Auf den einfachsten Nenner gebracht, geht diese moderne Variante des Keynesianismus davon aus, dass Regierungen durch die Zentralbanken unbegrenzt Geld erzeugen lassen können, da Zentralbanken nicht insolvent werden können.

Das aber übersieht die Tatsache, dass unverhältnismäßige Geldschöpfung immer und unter allen Umständen in eine Geldentwertung und damit in die Enteignung vor allem unterer und mittlerer Bevölkerungsschichten führt. Dass wir eine solche Inflation bisher im Alltag nur minimal erleben, hat den simplen Grund, dass wir es auf Grund stagnierender und sinkender Löhne mit einer rückläufigen Nachfrage zu tun haben.

Das aber bedeutet keinesfalls, dass es nicht bereits eine stark inflationäre Entwicklung gibt. Man muss die vorliegenden Zahlen nur richtig interpretieren: Der Wert von Gold ist in den vergangenen fünf Jahren nicht um 40% gestiegen, der von Aktien hat nicht um 50% und der von Bitcoin nicht um 100% zugenommen, sondern die großen Weltwährungen haben gegenüber Gold, Aktien und Bitcoin genau diese Prozentsätze an Wert eingebüßt.

Das allerdings ist erst der Anfang, denn angesichts des kommenden Wirtschafts- und Finanz-Einbruchs planen alle großen Staaten die baldige Umstellung auf digitale Zentralbankwährungen, um so noch größere Summen ins System pumpen zu können. Das aber wird den Wert der Währungen erheblich schneller als bisher dahinschmelzen lassen und mit Sicherheit über eine galoppierende in eine Hyperinflation und damit letztlich in die vollständige Entwertung des Geldes führen.

Ging es jemals um Gesundheit?

Angesichts dieser Tatsachen muss die Frage berechtigt sein, ob es den Verantwortlichen in der aktuellen Pandemie jemals um die Gesundheit der Bevölkerung ging. Könnte es nicht viel eher sein, dass man ein Virus als Vorwand genommen hat, um den bevorstehenden Wirtschafts- und Finanzkollaps für eine höchst unpopuläre Agenda – nämlich die größte Vermögens- und Machtumverteilung, die die Welt bisher gesehen hat - zu nutzen?

Egal, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch an Horrormeldungen zur Pandemie erwartet – das Virus wird – wie alle Viren der Vergangenheit – irgendwann ein ganz normaler Teil unseres Lebens werden. Die Nebenwirkungen der Pandemie-Bekämpfung, also die Zerstörung des Mittelstandes sowie der kommende und mittlerweile unvermeidliche Zusammenbruch unseres derzeitigen Geldsystems, werden uns dagegen noch sehr lange beschäftigen und für die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung mit Sicherheit wesentlich schlimmere Folgen haben als das Virus selbst.

Die Großen kaufen die Kleinen zu Spottpreisen auf

Die Großen fressen die Kleinen - wann wehrt sich der Mittelstand endlich? Immer mehr Mittelständlern geht in der Krise das Geld aus. Die Großen freut´s - sie kaufen die Konkurrenz zu Spottpreisen auf. Wie sich dieses volkswirtschaftliche Drama abspielt, und wie die Politik darauf reagiert, das versuche ich hier zu schildern.

Während China seine Wirtschaft wiederbelebt, droht in der Eurozone eine Insolvenzwelle unbekannten Ausmaßes. China könnte schon bald auf eine „große Einkaufstour" in der Eurozone gehen, um insolvente europäische Firmen „zu retten". Die Bundesregierung muss handeln. In der Eurozone droht der große Ausverkauf. Nicht alle sind also unglücklich über eine Insolvenzwelle in Europa, im Gegenteil. Das gilt allerding nicht nur für chinesische Konkurrenten, sondern für alle Konzerne und Fonds, die auf hohen Cash-Beständen sitzen. Und es gibt momentan einige, die über extrem hohe Liquiditätsbestände verfügen. Denn in allen Krisen gilt: Cash is King!

Durch die europäischen und weltweiten Lockdowns schrumpfte die Wirtschaft des Euroraums in den ersten drei Quartalen 2020 um 7,4% gegenüber dem Vorjahr. Dabei gilt für die einzelnen Länder: Je strenger die Lockdowns waren, desto schlimmer war der Wirtschaftsabsturz. Für das vierte Quartal 2020 wurden die Prognosen für die Eurozone wegen der zweiten Lockdown-Welle von führenden Wirtschaftsforschungsinstituten um 4,9% nach unten korrigiert. Statt eines Wachstums von 2,7% gegenüber dem Vorquartal soll die Euro-Wirtschaft nun um 2,2% zurückgehen. Und was das erste Quartal 2021 angeht: Die Ökonomen erwarten wegen der Lockdowns jetzt nur noch ein sehr schwaches Wachstum von 0,7% gegenüber dem Vorquartal. Daher ist es kein Wunder, dass viele Experten für den Euroraum 2021 mit einer Pleitewelle und Problemen für die Banken rechnen.

Auch die deutsche Wirtschaft sackte in den ersten neun Monaten 2020 gegenüber dem Vorjahr um 5,8% ab. Die Exporte sanken in den ersten zehn Monaten gegenüber dem Vorjahr sogar um über 11%. Sie sollen im Gesamtjahr um stolze 13% sinken. Der ifo-Index, häufig ein guter Konjunkturindikator, lag im Dezember 2020 mit 92,1 etwa 3,5% unter dem Vorjahreswert von 95,5 und zeigt damit selbst von dem momentan stark gedrückten Wirtschaftsniveau ausgehend nicht gerade einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung an. Durch den zweiten harten Lockdown seit November wird unsere Wirtschaft erneut stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Experten rechnen mit einer Insolvenzwelle in Deutschland, vor allem bei Selbständigen sowie kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Der Präsident des „Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung" (DIW) Berlin, Marcel Fratzscher, warnte kürzlich gar vor einem „Pleite-Tsunami" im Jahr 2021.

Insgesamt lässt sich konstatieren: Man sieht an diesen Zahlen die dramatische Auswirkung von Lockdowns auf das Wirtschaftsleben.

Die Lockdowns und der Mittelstand

Kleine und mittelgroße Unternehmen stellen bei uns über 70% aller Arbeitsplätze. Ende Oktober, also noch vor Beginn des zweiten Lockdowns, hieß es bereits, die Corona-Lockdowns gefährdeten mehr als eine Million Arbeitsplätze im Mittelstand. „Bis zum Jahresende 2020 könnte es zu einem Verlust von etwa 1,1 Millionen Arbeitsplätzen kommen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib damals, und wagte zusätzlich einen Ausblick auf die Geschäftserwartungen für 2020: „Trotz der Erholung im dritten Quartal sind die Geschäftserwartungen für 2020 historisch schlecht." Laut einer KfW-Umfrage vom September rechnet mehr als jedes zweite Unternehmen auch für 2021 mit einem Umsatzrückgang. Die Corona-Krise gefährdet mehr als eine Million Arbeitsplätze bei mittelständischen Firmen, das Gastgewerbe und Freiberufler kämpfen ums Überleben. Insgesamt könnten die Erlöse um deutlich mehr als eine halbe Billion (545 Mrd.) Euro einbrechen. Der „Bundesverband der Freien Berufe" sah bereits im Oktober viele Freiberufler in einer Notlage: Jeder zweite war demnach stark oder sehr stark von den Folgen der Corona-Lockdowns betroffen. Darüber hinaus seien vor allem junge und kleine Unternehmen sehr angeschlagen.

Seit dem zweiten Lockdown hat sich die Lage weiter verschlechtert. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sagte im Dezember für die „Arbeitsgemeinschaft Mittelstand", Finanzpolster, die manche Unternehmen in vielen Jahren aufgebaut hätten, seien in kürzester Zeit zusammengeschmolzen: „Für viele Betriebe geht es um die Existenz". Zahlreiche Branchenverbände schlagen Alarm. Es gehe inzwischen ums Überleben zehntausender Kleinbetriebe. Eine Gegen-Strategie der Bundesregierung ist nicht zu erkennen.

Das Gastgewerbe wurde durch die Lockdowns in die größte Krise der Nachkriegszeit gestürzt. „Verluste und Insolvenzen werden im Januar so reichlich rieseln wie die trockenen Nadeln vom Weihnachtsbaum", hat kürzlich der Berliner Spitzenkoch Tim Raue gesagt. Der „Deutsche Hotel- und Gaststättenverband" (Dehoga) warnte bei Beginn des zweiten Lockdowns, „Zehntausenden Unternehmen drohe ohne umfassende finanzielle Hilfen die Pleite. Durch den zweiten Lockdown wird ein Drittel der 245.000 Betriebe den Winter nicht überstehen. Ohne umfassende Entschädigungshilfe droht ihnen die Pleite." sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. Laut der Wirtschaftsauskunftei „Crif Bürgel" waren bereits Ende Oktober 14,5% der untersuchten Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés in Deutschland insolvenzgefährdet.

Der Präsident des Handelsverbandes Textil, Steffen Jost meinte kurz vor der zweiten Lockdown-Welle: „Es wird ein Ladensterben in den Hauptlagen geben. Das Gesicht vieler Innenstädte wird sich massiv verändern. Manche wird es nicht mehr geben." Und der „Handelsverband Deutschland" fürchtete, ebenfalls bereits vor dem zweiten Lockdown, „am Ende könne die Krise 50.000 mittelständischen [Handels-] Unternehmen die Existenz kosten."

Fehlende Proteste

Angesichts dieser schlimmen Lage und insbesondere der trostlosen Aussichten für hunderttausende von Selbständigen, kleinen und mittleren Unternehmen, stellt sich die Frage: Warum protestieren bislang die Wirtschaftsvertreter so wenig? Warum drängen die Unternehmer nicht einmal auf eine nennenswerte öffentliche Diskussion über die Verhältnismäßigkeit oder Angemessenheit der getroffenen Maßnahmen?

Das liegt zum einen an der ökonomischen „Appeasement-Politik", der Beruhigungspolitik, die seit März in historisch nie dagewesenem Ausmaß betrieben wird. Stichworte sind KfW-Kredite, Umsatzentschädigung, Kurzarbeitergeld, Mehrwertsteuersenkung, Aussetzen der Insolvenzpflicht usw. Die deutsche Regierung gibt 2020 und 2021 zusammen knapp 1.500 Mrd. Euro Beruhigungsgeld aus, das entspricht etwa 30% vom Bruttosozialprodukt. Das ist historisch einzigartig. Sehr viele Betroffene werden geradezu zugeschüttet mit Geld. So sichert man sich die Zustimmung vieler Betroffener (und gleichzeitig auch politische und mediale Befürwortung): Man überhäuft die gefährdeten Unternehmen mit Geld – stopft ihnen sozusagen den Mund mit Geld.

Erst jetzt, in diesen Tagen, erhebt der deutsche Einzelhandel in einem Brandbrief schwere Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Merkel und insbesondere Finanzminister Scholz. Der Einzelhandel hat in Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) erneut auf eine drohende Pleitewelle in der Branche hingewiesen und schnellere, unbürokratische Corona-Hilfen des Staates gefordert. „Der Bundesfinanzminister kündigt vollmundig und ohne Unterlass Milliarden Staatshilfen an – ohne Wirkung für den Einzelhandel!", heißt es in dem „Brandbrief" des Handelsverbandes Deutschland mit Datum vom 7. Januar an Merkel, aus dem die FAZ zitiert.Eindringlich bitten wir Sie darauf hinzuwirken, dass Vizekanzler Scholz für die Bundesregierung das Wort einlöst und die Finanzhilfen unkompliziert, schnell und auch tatsächlich im Handel ankommen."

Auch der Chef und Gründer der Hotelgruppe Motel One, Dieter Müller, zeigt sich enttäuscht von den Novemberhilfen der Politik und erhebt schwere Vorwürfe. „Wir haben bislang 50.000 Euro als Abschlagszahlung erhalten. Für die gesamte Gruppe mit 75 Hotels. Das ist ein Witz".

Wer profitiert vom Ausverkauf?

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum so wenig Proteste aus Wirtschaftskreisen kommen. Denn es gibt große Profiteure eines Unternehmen-Massensterben. Nicht alle sind über Massenpleiten von Selbständigen, kleinen und mittleren Unternehmen unglücklich, beispielsweise chinesische Einkäufer, die solide Mittelständler in Krisenzeiten sehr preiswert erwerben können. Aber nicht nur die Chinesen freuen sich über eine Pleitewelle im deutschen Mittelstand. Ein Münchner Gastronom erzählte von einem Treffen des „Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Bayern" im Herbst, auf dem auch führende Münchner Gastronomen waren. Verschiedene Brauerei-Eigentümer, Großinvestoren und Großgastronomen sagten, sie seien über die Entwicklung gar nicht unglücklich, im Gegenteil. Sie schauen sich momentan genau an, welches Lokal an welchem Standort pleitegeht und dadurch günstig zu haben ist – wenn es ihnen zusagt, greifen sie zu. Ein sehr bekannter Münchner Spitzengastronom sagte demnach: Das Ganze kostet mich jetzt ein paar Millionen Umsatz, aber danach habe ich ein paar sehr hübsche Standorte mehr und stehe viel besser da als zuvor. Das nennt man Marktkonsolidierung.

Genau diesen Zusammenhang darf man nicht übersehen: Infolge der Lockdowns fressen die Großen die Kleinen, und zwar sehr bequem und vor allem äußerst günstig. Deshalb gab und gibt es auch keinen nennenswerten Widerstand seitens der einflussreichen Großunternehmen und Kapitalgeber gegen die Lockdown-Politik – im Gegenteil. Wie gesagt: Zunächst kostet es ein paar Millionen, vielleicht auch ein paar Milliarden Umsatz, aber danach steht man viel stärker da als zuvor. Die Lockdowns arbeiten den Großunternehmen – Stichwort Amazon -, den Milliardären, den großen Kapitalien, Hedge-Fonds und denjenigen, die jetzt auf viel Liquidität sitzen, in die Hände. Dazu kommt: Die Großunternehmen wissen ganz genau, dass sie im Zweifelsfall von der Regierung gerettet werden, nach dem Motto „too big to fail", zu groß, um pleitezugehen, Beispiel Lufthansa. Die Fluggesellschaft wurde mit etwa 10 Mrd. Euro Staatsgeldern gerettet. Allein im dritten Quartal 2020 verbrannte sie davon zwei Milliarden Euro. Man kann davon ausgehen, dass die Lufthansa, auch nachdem sie ihre Finanzreserven verbrannt hat, nicht pleitegehen wird. Summa summarum: Für Großkonzerne gibt also kaum Grund, gegen Lockdowns zu protestieren.

Um es nochmal zu wiederholen: In jeder Krise gilt das Prinzip „Cash is King". Je schlimmer der Absturz, desto wichtiger ist Cash, ist Liquidität, um bei sinkenden Umsätzen zu überleben. Das wissen die wichtigen und großen Player. Ein paar Zahlen: Die 3.000 größten börsennotierten Nicht-Finanz-Unternehmen der Welt sitzen momentan auf 7.600 Mrd. Dollar Liquidität. Das ist ungefähr ein Drittel mehr als noch 2019 und entspricht in etwa dem doppelten des deutschen Sozialprodukts. Die US-Bank „JP Morgan Chase" sowie Private Equity Fonds verfügten im Frühjahr 2020 laut Wall Street Journal über jeweils etwa 2.000 Mrd. Dollar Cash. Dann gibt es noch Großinvestoren wie Blackrock, Vanguard und viele andere, sowie Hedge-Fonds, die ebenfalls auf sehr hohen Liquiditätsbeständen sitzen. Dazu kommen die bekannten Superreichen wie Jeff Bezos, Bill Gates, Warren Buffet, Marc Zuckerberg usw., deren Vermögen in den letzten Monaten nicht etwa trotz, sondern gerade wegen der Lockdowns dramatisch gestiegen sind. Für fast alle Großunternehmen und Großinvestoren, die jetzt auf hohen Liquiditätsbeständen sitzen, sind Lockdowns ein Segen, bieten sie doch die einmalige Chance, Konkurrenten billig aus dem Weg zu räumen.

Wie bereits in der Vergangenheit, insbesondere in der schlimmen Weltwirtschafts- und Finanzkrise 1907, gibt es auch diesmal gewaltige Gewinner des ökonomischen Bereinigungsprozesses. Die Großen werden in möglicherweise nie dagewesenem Umfang die Kleinen fressen. Je mehr Angst in den Medien geschürt wird, desto länger und strikter werden die Lockdowns. Jeder Tag zusätzlicher Lockdown führt mittelfristig zu zusätzlichen Milliardengewinnen der großen Akteure, insbesondere der Multimilliardäre. Je schlimmer die Lockdowns, desto stärker wird die Markbereinigung, desto größer wird der Machtzuwachs bei einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Superreichen, denen die großen Konzerne ganz oder doch zumindest zu großen Teilen gehören. Die Kombination aus Lockdowns und Angst sind ein Segen für die Großkonzerne und die hinter ihnen stehenden Superreichen, sie bieten ihnen eine geradezu einmalige Chance, mit der Konkurrenz richtig aufzuräumen.

Der deutsche Mittelstand ist das Bauernopfer, das von unseren opportunistischen Politikern offenbar gerne und willig für die Großkonzerne, genauer: für deren Eigentümer, erbracht wird. Wenn sich der Mittelstand nicht bald entschieden wehrt, wird es ihn in dieser Form nicht mehr lange geben.

Fazit: Lockdowns und die von den Verantwortlichen praktizierte Politik der Angst verursachen mehr Schaden, als sie Nutzen bringen, selbst unter Einrechnung der Todesfälle, denn die vielen aufgeschobenen OPs und Prophylaxe-Untersuchungen werden unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren noch sehr viel Leid verursachen und ganz konkret Lebensjahre kosten. Dazu kommt die vor uns liegende Insolvenzwelle und die ganze damit verbunden Tragik. Dabei gehen ja nicht nur Unternehmen zu Grunde, werden ja nicht nur wirtschaftliche Existenzen zerstört: Die Familien, die Kinder der Bankrott gegangenen Selbständigen und der arbeitslos gewordenen Angestellten werden in hohem Maße in Mitleidenschaft gezogen. Das sind Folgeschäden, die sich erst in vielen Jahren, vielleicht erst in Jahrzehnten zeigen – und die deshalb die Politik, die ja vor allem kurzfristig denkt (Stichwort: Wiederwahl), kaum interessieren.

Um es nochmal zusammenzufassen: Die Verhältnismäßigkeit ist bei uns nicht gewahrt. Natürlich müssen Anti-Corona-Maßnahmen ergriffen werden. Das heißt: Social Distancing ja, Schutz der besonders Gefährdeten ja, Verbot von Menschenansammlungen ja. Aber harter Lockdown, Schulschließungen, gar noch Industrie-Schließungen: vollkommen unverhältnismäßig.

Kommentare

  1. Sehr gute Analyse des Ist-Zustandes der Lockdown-Situation in Deutschland, wie man sie leider in den Staatsmedien vergeblich sucht. Wie immer kurzweilig und interessant zu lesen, auch wenn das Thema eher desillusionierend ist. Gruß Dietmar

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